Kommentar zum Oberseminar Philosophie der Musik

Ist Musik für Beethoven höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie, so wäre für Nietzsche das Leben ohne die Musik gar ein Irrtum. Schopenhauer, auf den Nietzsche zurückführt, bestimmt Musik dabei als unmittelbare Erfahrung des Willens bzw. als das unmittelbare Abbild des Willens. Im Dahinleben in der Alltäglichkeit gehen wir dagegen völlig in der Individuation auf, ohne die mit dem Leben unmittelbar verbundene Verantwortung zu erkennen. Diese Verantwortung eröffnet sich uns mittelbar in Philosophie und Kunst, unmittelbar dagegen in der Musik. Auch R. Wagner orientiert sich in seinen musikphilosophischen Schriften an den Einsichten Schopenhauers. Im Hinblick auf die Wirkung, die Schopenhauer bei Wagner hinterlassen hat, erweist sich allerdings weniger Schopenhauers Musikphilosophie als bedeutsam, die Wagner bereits von ihren Quellen her von anderer Seite her kannte, als vielmehr Schopenhauers genuines Konzept des Mitleiden des Lebens, das Wagner mit der Musikphilosophie verbunden hat.

Interessant für diese Thematik sind auch die Ergebnisse der Hirnforschung, soweit sie sich vor diesem Hintergrund philosophisch auswerten lassen.

Empfohlene Literatur:
  • oos, Paul: Die Philosophie der Musik. DVA Stuttgart 1922
  • Bloch, Ernst. Das Prinzip Hoffnung, Kap 51. Frankfurt 1959
  • Schieche, Thomas: Musikalische Hermeneutik. Hamburg 1998
  • Ette, Wolfram u.a.: Musik in der Zeit, Zeit in der Musik. Göttingen 2000
  • Spitzer, Manfred: Musik im Kopf. Stuttgart 2002
  • Sorgner/Führbeth: Musik in der deutschen Philosophie. Stuttgart 2003
  • Becker/Vogler, Musikalischer Sinn, Beiträge zu einer Philosophie der Musik. Frankfurt 2007